Jesus von Nazareth by Unknown

Jesus von Nazareth by Unknown

Autor:Unknown
Die sprache: eng
Format: epub
ISBN: 0000000000000
veröffentlicht: 2021-10-19T02:06:45+00:00


Bethlehem ist der Geburtsort von König David. Die theologische Bedeutung dieses Ortes wird im Lauf der Erzählung durch die Antwort der Schriftgelehrten auf die Frage des Herodes, wo der Messias geboren werden solle, noch näher beleuchtet werden. Dass die geographische Lage von Bethlehem durch den Zusatz „in Judäa“ näher bestimmt wird, könnte vielleicht auch eine theologische Nebenabsicht in sich tragen. Im Jakobssegen sagt der Patriarch prophetisch zu seinem Sohn Juda: „Nie weicht von Juda das Zepter, der Herrscherstab von seinen Füßen, bis der kommt, dem er gehört, dem der Gehorsam der Völker gebührt“ (Gen 49,10). In einer Erzählung, die vom Kommen des endgültigen David, des alle Völker rettenden neugeborenen Königs der Juden handelt, ist diese Weissagung irgendwie im Hintergrund mitzuhören.

Mit dem Jakobssegen zusammenzulesen ist noch ein in der Bibel dem heidnischen Propheten Bileam zugeschriebenes Wort. Bileam ist eine historische Gestalt, für die es eine außerbiblische Bestätigung gibt. 1967 wurde im Ostjordanland eine Inschrift entdeckt, in der Bileam, der Sohn Beors, als „Seher“ autochthoner Gottheiten erscheint, dem Heils- und Unheilsankündigungen zugeschrieben werden (vgl. Hans-Peter Müller, a. a. O.). Die Bibel führt ihn als Weissager im Dienst des Königs von Moab ein, der von ihm eine Verfluchung Israels erbittet. Dies zu tun, wie Bileam es vorhatte, wird von Gott selbst so verhindert, dass der Prophet statt Fluch Segen für Israel verkündet. In der biblischen Überlieferung wird er trotzdem als Verführer zum Götzendienst abgewertet und stirbt einen Straftod (Num 31,8; Jos 13,22). Umso wichtiger bleibt die Heilsverheißung, die ihm, dem Nichtjuden und Diener anderer Götter, zugeschrieben wird und offensichtlich auch außerhalb Israels bekannt war. „Ich sehe ihn, aber nicht jetzt, ich erblicke ihn, aber nicht in der Nähe: Ein Stern geht in Jakob auf, ein Zepter erhebt sich in Israel …“ (Num 24,17).

Matthäus, der es liebt, Geschehnisse im Leben und Wirken Jesu als Erfüllung alttestamentlicher Worte darzustellen, zitiert merkwürdigerweise diesen Text nicht, der in der Geschichte der Auslegung der Erzählung von den Weisen aus dem Morgenland eine bedeutende Rolle spielt. Gewiss, der Stern, von dem Bileam spricht, ist nicht ein Himmelskörper; der kommende König selbst ist der Stern, der über die Welt hinleuchtet und ihre Geschicke bestimmt. Aber der Zusammenhang von Stern und Königtum könnte doch auch den Gedanken an einen Stern beeinflusst haben, der Stern dieses Königs sei und auf ihn hinweise.

So kann man durchaus annehmen, dass dieses nichtjüdische, „heidnische“ Verheißungswort in irgendwelchen Formen außerhalb des Judentums umging und suchenden Menschen zu denken gab. Auf die Frage, wie Menschen außerhalb Israels gerade im „König der Juden“ den Träger eines sie angehenden Heils sehen konnten, werden wir noch zurückkommen müssen.



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